KSV Witten 07 wird 116 Jahre alt
Ein Verein mit Schwerpunkt Ringen – und vielen anderen sportlichen Angeboten
Am kommenden Sonntag feiert der KSV Witten 07 wieder einmal Geburtstag. Eigentlich kein Grund zu feiern, dieser 116. Ehrentag. Gleichwohl ein Anlass, kurz zurück zu schauen und zugleich in die Zukunft zu blicken:
Der Beginn
Es war der 7. Mai 1907, als sich in Witten einige Männer, von denen heute nur noch die Namen erhalten sind, trafen, um unter dem Motto "Kraft ist Wille" den "Wittener Kraft-Sport-Verein zu gründen. Die Gründer Eugen Rolf, Georg Scholl und Ewald Pistorius haben sicher nicht gedacht, dass ihr Verein im Jahr 2023 einer mit großer Tradition, gleichzeitig aber auch ein sehr aktueller und moderner sein würde. Sie legten in der Satzung – die in diesem Teil noch heute gültig ist – fest: Der Verein führt den Namen „Kraftsportverein Witten 07" und wurde unter diesem Namen am 07. Mai 1907 gegründet.
Kraftsport, das war zu Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts ein Trendsport. Die Gesellschaft hatte die Körperkultur entdeckt – und Kraftsport war ausgezeichnet geeignet, den Körper zu entwickeln. Zum Kraftsport gehörten die Disziplinen Ringen, natürlich, und Gewichtheben; beides wurde beim jungen KSV betrieben. Aber auch andere sportliche Übungen gehörten dazu: Kunstkraftsport – heute Sportakrobatik; Rasenkraftsport – Werfen und Schleudern von schweren Gewichten; Tauziehen, das heute eher zur Gaudi veranstaltet wird; Rundgewichts-Jonglieren – Werfen und Fangen von kugelähnlichen, schweren Gewichten mit Griff …..
Die beiden Weltkriege waren für den Sport und natürlich auch den KSV Witten mit starken Veränderungen und Einschnitten verbunden. Doch nach 1945 waren wieder einige tatkräftige Männer zur Stelle: Karl Brockhoff, August Nagel, Kuno Schroer und Otto Schürmann versuchten, den Ringkampf weiter zu betreiben. Doch sie konnten das nicht mit dem KSV Witten tun – für einige Jahre wurde der KSV zum „Zentral-Sportverein Witten West, Sparte Kraftsport“, Otto Schürmann fungierte als Leiter.
1948 war die „Sparte Kraftsport“ finanziell am Ende. Aufgrund guter Kontakte fand man eine neue Heimat als Abteilung des ETSV Witten! Erst 1951, nach Jahren der Konsolidierung, führte der Weg zurück in die Selbständigkeit, als KSV Witten 07.
Erste Erfolge nach 1945
Erste sportliche Erfolge waren zu verzeichnen. Deutsche Meisterschaften und Medaillen zunächst im Nachwuchsbereich durch die Brüder Krings und Schudlich oder Klaus Rost starteten eine höchst erfolgreiche sportliche Entwicklung. Die führte den KSV im Jahr 1966 in die einige Jahre zuvor gegründete 1. Ringer-Bundesliga. Zu dieser Zeit war es die Familie Olsberger, Emil Sen. und Emil Jun., die den Verein prägte. Die erste Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Ringen feierte der KSV Witten im Jahr 1970, es folgten sechs weitere. Und ebenso viele Vizemeisterschaften kamen hinzu – die letzte 1999, Belege für erstklassige Arbeit im Verein!
Erstklassige Trainingsanlagen: Mannesmann- und Ostermann-Halle
1974 stellte die Stadt dem KSV Räumlichkeiten der ehemaligen Waschkaue der Firma Mannesmann zur Verfügung. In Eigenleistung baute der Verein ein – aus heutiger Sicht doch recht bescheidenes – Trainingszentrum aus, die „Mannesmann-Halle“, die heute noch von verschiedenen Sportgruppen des KSV Witten genutzt wird. Der „große Wurf“ in Sachen Trainingsanlage gelang den Vereinsverantwortlichen indes im Jahr 1995. Da wurde die „Ostermann-Halle“ eingeweiht, eine ehemalige Gartenmöbel-Verkaufshalle des gleichnamigen Wittener Einrichtungshauses. Das hatte dem KSV diese Leichtbauhalle überlassen, die Stadt das Grundstück hinter der Wittener WerkStadt. Der Verein errichtete dort eine moderne, großzügige und speziell für das Ringertraining ausgerichtete Sportanlage, finanziert durch Bundes- und Landesmittel sowie erhebliche Eigenleistungen.
In der Ostermann-Halle findet täglich Ringer-Training statt, für die Jüngsten im KSV ebenso wie für die international eingesetzten Sportlerinnen und Sportlern aus ganz NRW. Ein ganzes Dutzend Trainerinnen und Trainer sowohl des KSV als auch des Ringerverbandes NRW sind im Einsatz und leisten erfolgreiche Arbeit. Dies konnte mal wieder eindrucksvoll belegt werden, als der KSV zuletzt gleich vier Deutsche Meisterschaften und eine Bronzemedaille in der Jugend- und Juniorenklasse feierte.
Viel mehr als „nur“ Ringen
Klar, mit diesen Erfolgen sind die Ruhrstadt-Ringer dauerhaft präsent. Darüber geht manchmal verloren, dass im KSV Witten auch andere Sportarten anspruchsvoll betrieben werden. So im Bewegungskindergarten „Flinke Löwen“, wo Kindern bis sechs Jahre Freude am Sport vermittelt wird. So auch in der Abteilung Kampfsport, in der die asiatischen Disziplinen Taekwon Do, Aikido und Ken Jutsu angeboten werden. Der Vereinsvorstand sondiert gerade die Möglichkeiten, weitere Kampfsportarten zu integrieren – wie Kick-Boxen, das in der Vergangenheit bereits angeboten werden konnte.
Oder die „Fitness-, Freizeit- und Gesundheitsgruppen“, die an fast jedem Wochentag angeboten werden, und Aqua-Fitness findet in einem Lehrschwimmbecken statt. Unterschiedliche Fitness-, Kraftsport- und Gymnastik-Gruppen für Frauen und Männer sind vornehmlich in der Mannesmann-Halle aktiv. Die Drachenboot-Gruppe bereitet sich jährlich auf die Rennen beim „Day of Thunder“ auf der Ruhr vor, Kicken auf der Ringermatte ist beliebter Ausgleichssport für ehemalige Ringkämpfer.
Damit ist der KSV breit aufgestellt, das soll dem „multi-sportiven Verein im Herzen der Stadt“ eine erfolgreiche Zukunft gewährleisten. Im Leistungssport Ringen ebenso wie in den Bereichen Fitness, Freizeit und Gesundheit. Neben der Abteilung Kampfsport soll gerade die Gesundheitssparte auf- und ausgebaut werden, im Fokus sind Reha- und Funktionstraining. Dafür sollen qualifizierte Trainer*innen und Übungsleiter*innen gewonnen werden.
Viel zu tun also, zumindest bis zum nächsten „runden“ Geburtstag – vielleicht der 120. im Jahr 2027. Oder zum 125. 2032 …..