Neun Dinge,

die Sie über das Ringen wissen müssen

 

1. Worum geht es beim Ringen?

 

Ziel eines Ringkampfes ist es, den Gegner mit beiden Schultern auf die Matte zu bringen und somit einen Schultersieg zu erringen und den Kampf sofort zu beenden. Um das zu erreichen, dürfen die Ringer rund 100 verschiedene Hebe-, Wurf- und Schleudertechniken anwenden. Alternativ zum Schultersieg, der den Kampf sofort beendet, können die Ringer Punkte für bestimmte Aktionen sammeln. Das sind Hebungen, Griffe oder Würfe. Der Schiedsrichter bewertet diese Aktionen nach einem festgelegten Punkteschema. Für Passivität oder anderes Fehlverhalten gibt es Verwarnungen, die bei Punktgleichheit zur Niederlage führen können. Wer - je nach Turnierform - zwei bzw. drei Runden à drei Minuten mehr Punkte hat, gewinnt den Kampf.

 

 

 

2. Freistil oder griechisch-römisch - das ist der Unterschied

 

Beim Ringen unterscheidet man in zwei Stilrichtungen, den Freistil und den griechisch-römischen Stil, auch Greco genannt. Die beiden Stile unterscheiden sich zum Teil deutlich. Frauen ringen nur im Freistil.
- Griechisch-Römisch: Nur der Körper oberhalb der Gürtellinie gilt als Angriffsfläche. Dies gilt im Stand- wie auch im Bodenkampf.
- Freistil: Der gesamte Körper, vom Kopf bis zu den Füßen, gilt als Angriffsfläche.

Stöße, Schläge, Tritte und Würgen sind bei beiden Stilrichtungen verboten.

 

 

3. Was ist die „gefährliche Lage“ und was ist eine „Brücke“?

 

Ein Ringer befindet sich in der gefährlichen Lage, wenn er unten liegt und seine Schultern bereits Richtung Boden weisen, ihn aber noch nicht berühren. Er kann diese Position mit der sogenannten „Brücke“ verteidigen, indem er sich mit dem Kopf und den Füßen am Boden abstützt und ein Hohlkreuz bildet. Er kann versuchen, sich durch eine rasche Seitwärtsdrehung zu befreien - oder er versucht, sich in dieser prekären Lage über die Zeit zu retten, wenn er nach Punkten in Führung liegt. Die wohl berühmteste Brücke der Ring-Geschichte zeigte der deutsche Ringer Pasquale Passarelli im Finale der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles gegen den Japaner Masaki Eto. Passarelli verharrte 85 Sekunden lang in der Brücke und widerstand den Angriffen seines Gegners und gewann die Goldmedaille.

 

 

 

4. Punkte und Strafen - darauf achtet der Kampfrichter beim Ringen

 

Das Regelwerk soll die Ringer zu einem offensiven Kampf motivieren. Der Kampfrichter ermahnt sie zur Aktivität. Passivität, zum Beispiel die „Mattenflucht“, bei der sich ein Ringer seinem Gegner durch Verlassen der Matte entzieht, kann mit einem Punkt für den Gegner bestraft werden.

Punkte gibt es zum Beispiel hierfür:

- Ausführung eines gültigen Griffes im Stand, wobei der Gegner aber nicht in die gefährliche Lage gebracht werden kann und danach nicht beherrscht wird
- wenn im Bodenkampf der Untermann in die Oberlage kommt und den Gegner von hinten beherrscht
- Verwarnung des Gegners bei Mattenflucht, Griffflucht, verbotenen Griffen / Aktionen
- Gegner aus dem Stand zu Boden bringen und diesen von hinten beherrschen
- gültige Technik im Bodenkampf, wobei der Gegner in die gefährliche Lage kommt
- Für den Gegner, wenn der Angreifende bei der Ausführung selbst kurz auf beide Schultern kommt
- für Techniken vom Stand direkt in die gefährliche Lage

 

 

 

5. Das sind die Gewichtsklassen beim Ringen

 

Um eine gewisse Chancengleichheit zu gewährleisten, werden Ringer in Gewichtsklassen unterteilt. Die höchste Gewichtsklasse, das Schwergewicht, ist hierbei gedeckelt.


Freistil:
-57kg, -61kg, -65kg, -70kg, -74kg, -79kg, -86kg, -92kg, -97kg, -125kg

Griechisch-Römisch:
-55kg, -60kg, -63kg, -67kg, -72kg, -77kg, -82kg, -87kg, -97kg. -130kg

Frauen:
-50kg, -53kg, -55kg, -57kg, -59kg, -62kg, -65kg, -68kg, -72kg, -76kg

Die fett gedruckten Gewichtsklassen sind olympisch. Jenseits der genannten Gewichtsklassen gibt es Abweichungen im Juniorenbereich oder bei bestimmten Turnierformen sowie im Ligabetrieb.

6. Darum ist Deutschland ein besonderer Standort für Ringen

 

Deutschland ist eines von ganz wenigen Ländern, in denen es ein Ligensystem für Mannschaftskämpfe im Ringen gibt. Aus diesem Grund gilt die seit 1964 bestehende Bundesliga der Ringer als stärkste Liga der Welt. Die Stars, die üblicherweise nur einmal im Jahr bei Europa- oder Weltmeisterschaften bzw. alle vier Jahre bei Olympischen Spielen im Rampenlicht stehen, stehen in der Bundesligasaison wöchentlich auf der Matte.

 

 

 

7. So werden deutsche Talente gefördert

 

Obwohl in der Bundesliga die stärksten Ringer aus aller Herren Länder antreten, sind die Vereine auf Athleten aus dem eigenen Nachwuchs angewiesen. Der Grund dafür ist ein ausgeklügeltes Punktesystem, mit dem heimische Talente gefördert werden, ohne dass dies zulasten der sportlichen Qualität geht.

Kurz gesagt, funktioniert dieses Punktesystem so: Eine Mannschaft darf in der Bundesliga auf eine Gesamt-Punktzahl von 28 kommen. Jeder Ringer bekommt Punkte zugewiesen. Olympiasieger, Weltmeister und ähnliche Stars bekommen vier Punkte. Nachwuchsringer (Eigengewächse) bekommen sogar minus zwei Punkte. Dazwischen gibt es noch Abstufungen, beispielsweise für Junioren-Weltmeister und Deutsche Meister.
Ausländische Ringer bekommen noch einmal vier Zusatzpunkte aufgebrummt.

Durch dieses System soll gewährleistet werden, dass einerseits Top-Stars der Ringerszene in der Bundesliga antreten können, andererseits ihr Einsatz aber nicht allzu sehr zu Lasten des Nachwuchses geht.
 

 

 

8. Das sind Deutschlands erfolgreichste Ringer

 

Deutschland kann eine große Tradition im Ringen aufweisen. Sie reicht zurück bis zu den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit, als der Münsteraner Carl Schuhmann die Goldmedaille gewann.
Weitere berühmte Ringer:
- Wilfried Dietrich: Der „Kran von Schifferstadt“ wurde 1960 in Rom Olympiasieger. Berühmt machte ihn aber sein Kampf bei Olympia 1972 in München, als er den 182 Kilo schweren Amerikaner Chris Taylor mit einem Jahrhundertwurf auf die Schultern brachte. Dietrich sammelte zahlreiche nationale und internationale Titel und gewann olympische Medaillen in beiden Stilrichtungen.
- Pasquale Passarelli: Seine 85 Sekunden lange Brücke im olympischen Finale von Los Angeles schrieb nicht nur Ringer-, sondern auch Fernsehgeschichte. Die emotionale TV-Reportage brachte ihm auch die Goldene Kamera ein.
- Maik Bullmann: Der Medaillensammler aus Frankfurt (Oder) gewann Gold bei Europa- und Weltmeisterschaften und bei Olympia. Auch als Trainer war er erfolgreich.
- Alexander Leipold: Zwei WM-Titel, vier EM-Siege und stolze 21 deutsche Meistertitel stehen für Leipold zu Buche. Um seinen größten Triumph musste der Karlsteiner bangen. Zwar gewann er 2000 in Sydney olympisches Gold, das wurde aber wegen eines positiven Doping-Tests aberkannt. Nach einem Freispruch vor Gericht, wurde ihm der Titel wieder zuerkannt. Nach mehreren Schlaganfällen zeigte sich Leipold kämpferisch und wurde Bundestrainer.
- Mirko Englich: Bei Olympia 2008 in Peking errang das Wittener Urgestein die Silbermedaille und erhielt dafür das Silberne Lorbeerblatt. Im Schwergewicht wurde er zehnmal Deutscher Meister. Seit seinem Karriereende arbeitet er bei der Dortmunder Feuerwehr.

 

 

 

9. Witten, Schifferstadt, Goldbach: Das sind Deutschlands Ringer-Hochburgen

 

Es gibt in Deutschland einige Städte, die sich mit Fug und Recht als Hochburgen des Ringens bezeichnen dürfen.

- Witten: Der KSV Witten ist seit 1966 in der Bundesliga und hat seitdem zahlreiche Meister und Medaillengewinner hervorgebracht. Der Verein wurde insgesamt sieben Mal Deutscher Meister. Witten ist zugleich die nördlichste Hochburg. Ansonsten spielt sich das Geschehen im Ringen eher im Süden Deutschlands ab.
- Schifferstadt: Neunmal wurde der VfK Schifferstadt Deutscher Meister. Ohne seine Ringer wäre der Ort in Rheinland-Pfalz gänzlich unbekannt. Der Ort ist Heimat des Deutschen Ringermuseums. 2006 meldete der Verein Insolvenz und kämpfte sich bis in die Bundesliga zurück. Inzwischen tritt Schifferstadt in der vom Deutschen Ringerbund nicht anerkannten Deutschen Ringerliga an.
- Goldbach: Zwischen 1987 und 1998 holte der berühmte AC Bavaria Goldbach acht Deutsche Meisterschaften nach Unterfranken. 2008 zog der Verein seine Bundesligamannschaft zurück und konnte seitdem nicht mehr an alte Glanzzeiten anknüpfen.
- Aalen: Acht Meistertitel verbuchte der KSV Aalen 05 bislang für sich. Auch der KSV war von der Insolvenz bedroht, konnte seine Existenz aber retten und kämpft weiterhin in der Bundesliga.
- Köllerbach: Sechs Deutsche Meisterschaften gewann der KSV Köllerbach aus Püttlingen im Saarland. Der Verein kämpft weiterhin in der Bundesliga.