Ringen

was ist das eigentlich?

 

 

Traditionell und gleichzeitig modern seit 110 Jahren beim KSV Witten 07

 

Als ich vor vielen, vielen Jahren meine Frau als junges Mädchen kennen gelernt hatte, erzählte ich ihr von mir, natürlich auch von meinen Hobbies. Ich sei Ringer, erklärte ich ihr. Was ist Ringen, war die Antwort bzw. Frage – sie konnte, obschon durchaus sportlich ambitioniert, damit nichts anfangen. Und so geht es vielen Menschen. Denn Ringen ist in den deutschen Medien leider nur wenig präsent. In den Spartensendern ab und an, in den großen Sendeanstalten bei Olympia, wenn deutsche Ringerinnen und Ringer um Medaillen kämpfen, vielleicht noch bei Welt- und Europameisterschaften. So bleibt dieser Sport, von seinen Fans geliebt und verehrt, für große Teile der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Anders ist dies in vielen Ländern und Regionen der Erde, so z.B. rund um das Schwarze Meer, im Kaukasus, in Vorderasien oder Nordamerika, wo Ringen Nationalsport ist, einen sehr hohen Stellenwert hat und großes gesellschaftliches Ansehen genießt. Anders aber auch an traditionellen Standorten des Ringkampfes in Deutschland, wie z.B. Witten einer ist. Der Ringkampf – das ist heute und war in allen Jahren des Bestehens die zentrale Sportart des KSV Witten 07, obgleich der Verein seinen Mitgliedern inzwischen zahlreiche andere Angebote im Kampf-, Freizeit- und Gesundheitssport unterbreitet. Zu Zeiten der Vereinsgründung, im Jahr 1907, waren es die klassischen Kraftsportdisziplinen wie Gewichtheben, Tauziehen, Kunst- oder Rasenkraftsport und das Jonglieren mit Rundgewichten, die beim KSV neben dem Ringkampf betrieben wurden.

Aber was ist Ringen, wie hat sich diese Sportart entwickelt, wie und von wem wird es heute betrieben, was sind das für Menschen – Ringer / Ringerinnen?

 

 

Ringen in aller Welt

 

Ringen – der Kampf „Mann gegen Mann“, inzwischen auch „Frau gegen Frau“ ohne Hilfsmittel mit dem Ziel, den Sieg durch Geschicklichkeit, Technik, Taktik und Kraft wortwörtlich zu erringen, zum Schultersieg zu kommen (beide Schultern müssen für einen kontrollierten Augenblick die Matte berühren) oder nach Punkten zu gewinnen, wenn kein Schultersieg zustande kommt. Punkte werden für erfolgreiche Aktionen nach festem Regelwerk vergeben, Aktionen aus dem Stand oder der Bodenposition. Die Zahl der organisierten Ringer wird weltweit (in mehr als 160 Ländern) auf ca. 25 Mio. geschätzt. Dazu kommen wahrscheinlich mehr ‘Unorganisierte’, deren Zahl nicht beziffert werden kann. Denn in vielen Ländern werden traditionelle Ringkampfarten gepflegt und erfreuen sich größter Popularität, gelten als Volkssport! Ringen (englisch „Wrestling“) ist aber nicht zu verwechseln mit dem „Professional Wrestling“, in Deutschland als „Catchen“ bezeichnet, das sehr eigenen Regeln folgt. Dem Ringen ähnlich als traditionelle Volkssportarten sind z.B. in China: Shuaijiao, in der Türkei: Öl-Ringen, im Iran, Afghanistan sowie Tadschikistan: Koschti, in der Mongolei: Boke („Adlerringen“), in Japan: Sumo, in Österreich: Ranggeln, in der Schweiz: Schwingen, auf Island: Glíma, auf den Kanaren (Spanien): Lucha Canaria, in Afrika u.a. das Gambische oder Senegalesische Wrestling („Borey“) oder das „College-Ringen in den USA.

 

Ringen organisiert – in der Welt, in Europa, in Deutschland

 

Organisiert heißt, an Wettkämpfen in den „Olympischen Ringkampf-Disziplinen“ teilzunehmen. Das sind für Männer die im „griechisch-römischen“ sowie im „Freistil-Ringen“, wogegen der „Weibliche Ringkampf“ ausschließlich im Freistil stattfindet.

Griechisch-Römisch (kurz auch Greco): Nur der Körper oberhalb der Gürtellinie gilt als Angriffsfläche. Dies gilt im Stand- wie auch im Bodenkampf.

Freistil: Der gesamte Körper, vom Kopf bis zu den Füßen, gilt als Angriffsfläche. Das gilt im Stand- wie auch im Bodenkampf.

Verantwortlich für den „organisierten“ Ringkampf in der Welt ist der Verband „UWW“ – United World Wrestling. Präsident ist der Serbe Nenad Lalovic‘. Für Europa ist ein „Council“ der UWW zuständig, mit dem Bulgaren Tzeno Tzenov an der Spitze. Und in Deutschland organisiert der „Deutsche Ringer-Bund DRB“ das Geschehen auf den nationalen Matten, Präsident ist aktuell Manfred Werner aus Bayern.

Untergliederungen in Deutschland sind die sog. „Landesverbände“, die nicht immer mit den Grenzen der deutschen Bundesländer übereinstimmen. So hat Baden-Württemberg drei Verbände mit Nord- und Südbaden sowie Württemberg. Für Nordrhein-Westfalen ist der „Ringerverband NRW“ mit seinem Präsidenten Jens Nettekoven (MdL) dafür zuständig, dass der Ringkampfsport auch an der Basis geordnet abläuft. Zwei Bezirksorganisationen – Rheinland und Westfalen – unterstützen den RV NRW dabei.
 

 

Ringen – zunächst ein Individualsport

 

Ringen – der Kampf „Mann gegen Mann“, inzwischen auch „Frau gegen Frau“ ohne Hilfsmittel mit dem Ziel, den Sieg durch Geschicklichkeit, Technik, Taktik und Kraft wortwörtlich zu erringen, zum Schultersieg zu kommen (beide Schultern müssen für einen kontrollierten Augenblick die Matte berühren) oder nach Punkten zu gewinnen, wenn kein Schultersieg zustande kommt. Punkte werden für erfolgreiche Aktionen nach festem Regelwerk vergeben, Aktionen aus dem Stand oder der Bodenposition.

Verboten sind Schläge und Tritte sowie Hebel- und Würgetechniken – es wird halt gerungen, und das grundsätzlich sehr fair! Denn ein international gültiges Regelwerk sorgt für faire Kämpfe auf der kreisrunden Kampffläche der Ringermatte.

Ein fairer Vergleich im Ringkampf wird durch Alters- und Gewichtsklassen ermöglicht. Ohnehin wird Fairness großgeschrieben – schon das gegenseitige Händereichen vor und nach dem Kampf ist im Regelwerk festgelegt.

Meisterschaften und Turniere finden vom Kinder- bis ins „Veteranen“-Alter statt. Angefangen bei der Jugend E, den Sechsjährigen“, bis hin zu den Veteranen („Ü 35 bis U 60“) werden Wettkämpfe auf verschiedenen regionalen Ebenen ausgetragen – von der Kreismeisterschaft für alle Aktiven bis hin zu Olympischen Spielen für die „Top-Athletinnen und -Athleten“ der Welt.
 

 

Individualsport Ringen als Mannschaftssport

 

In Deutschland ist Ringen als Mannschaftssport, anders als in anderen europäischen und außereuropäischen Nationen, das tragende Element dieser Sportart. In vielen Vereinen spielt die „Liga“ die Hauptrolle, Individualwettkämpfe werden häufig nur als Ergänzung wahrgenommen. Der deutsche Ligabetrieb wird von Männermannschaften zumeist in den Monaten August / September bis Dezember / Januar durchgeführt; die Teams sind durchweg mit acht bis zehn Gewichtsklassen in den beiden Stilarten besetzt. Für den Sieger werden – je nach Schulter- oder Höhe des Punktsieges – von 1 bis 4 Punkte vergeben.

Die höchste Liga in Deutschland ist die 1. Bundesliga, vom DRB geführt und organisiert. Sie ist aktuell in drei regionale Gruppen aufgeteilt, der KSV Witten ist der Gruppe Nordwest zugeteilt. Bis 2016 gab es als Unterbau die ebenfalls regional unterteilten 2. Bundesligen, ehe diese 2017 eliminiert wurden. Seitdem haben einige Landesorganisationen gemeinsame Regionalligen eingerichtet, in NRW ist die Oberliga die höchste Mannschaftsklasse. Die 2. Mannschaft des KSV Witten konnte im Vorjahr den Wiederaufstieg in diese Liga realisieren. Unterhalb der Oberliga hat der RV NRW weitere Ligen eingerichtet – die neu formierte 3. Mannschaft des KSV startet erstmals in der untersten Klasse, der Bezirksliga.

Neben dem Ligenbetrieb für Männermannschaften werden in Deutschland Turniere für Jugend- und Frauenmannschaften durchgeführt. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass sich einige Vereine vom Deutschen Ringer-Bund abgesetzt und ihre eigene Liga, die „Deutsche Ringer-Liga“ eingerichtet haben. Die agiert zwar, wie die Bundesliga, nach dem internationalen Regelwerk der UWW, hat ansonsten aber deutlich andere Rahmenbedingungen als die DRB-Bundesliga.
 

 

Ringen ist auch weiblich

 

Ringen ist kein reiner Männersport mehr, wie bereits verschiedentlich erwähnt: rund 18 Prozent der Mitglieder des Deutschen Ringer-Bundes sind weiblich. Die Frauen erringen auch bei internationalen Wettkämpfen beeindruckende Erfolge. Seit den Olympischen Spielen 2004 ist das Ringen auch olympische Disziplin für Frauen.
 

 

Weitere Informationen zum Ringen

 

Das Ringertraining kann schon im frühen Kindesalter begonnen werden. Anfangs werden mit einfachen, spielerischen Übungen die motorischen Grundeigenschaften geschult. Später sorgen spaßbetonte Kampfspiele praktisch nebenbei für den verantwortlichen Umgang mit dem Trainingspartner / der -partnerin bzw. dem Gegenüber auf der Matte. Die Kinder und Jugendlichen lernen durch das Einhalten von Regeln u.a. auch, die Aggressionen zu zügeln. Und gerade der letzte Punkt steht wohl auf der Wunschliste von Schullehrern sowie einiger Eltern ganz oben …

Die Popularität des Ringkampfsports in Deutschland ist recht unterschiedlich – es gibt ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Während der deutsche Süden besonders in Bayern und Baden-Württemberg sehr leistungsstark ist, nimmt Ringen im Norden eher eine Diaspora-Position ein. Insgesamt rangiert der Deutsche Ringer-Bund mit rund 70.000 Mitgliedern in der Statistik des Deutschen Olympischen Sportbundes im Mittelfeld aller Spitzenverbände.

Die höchsten Wachstumsraten melden die USA, da wurden im Jahr 2000 alle Rekorde gebrochen. Ringen liegt im ‘Ranking’ aller Sportarten an sechster Stelle, bei den Zuwachsraten an vierter Stelle! Über das College-Ringen hat der olympische Ringkampf dort eine schier unermessliche Basis. Für deutsche Verhältnisse wurden fantastische Zuschauerzahlen registriert, so z. B. 90.000 bei den US-Meisterschaften (drei Tage), gar über 40.000 Zuschauer wurden bei Finalkämpfen in Colorado gezählt und der Schulrekord (über 13.000 Zuschauer) wurde beim Wettkampf zwischen Universitäten von Iowa und Minnesota registriert.

Im Iran werden bei Ringkampfveranstaltungen ganze Fußballstadien gefüllt, dort und in der Türkei wohnen den Wettkämpfen bei internationalen Turnieren regelmäßig 20.000 Zuschauer bei. Ringer sind dort ähnlich bekannt und berühmt wie die Fußballstars!

Ähnliches gilt auch in der wohl ringkampfstärksten Region der Welt, dem kaukasischen Ossetien, teils in Russland, teils in Georgien gelegen, von wo ein Großteil der international renommierten und erfolgreichen Ringer stammen.

Und über Ringen in der Mongolei wurde zuletzt häufig öffentlich berichtet: das wichtigste Turnier findet auf dem Fest zum Nationalfeiertag in der Hauptstadt Ulan Bator statt, wo die Ringer um Ränge kämpfen, die von „ranglos“ über "Adler", "Elefant", "Löwe", "Titan" lauten. Darüber hinaus wird an besonders erfolgreiche Kämpfer ein Ehrentitel verliehen, der auf Lebenszeit vergeben wird. Die in der Hauptstadt erfolgreichen Ringer sind Helden ihres Landes.

 

 

Bekannte Ringer

 

Platon, Aristoteles und Pythagoras sind wohl die bekanntesten Vertreter der Sportart im antiken Griechenland. Sie nahmen an den großen Wettkämpfen der damaligen Zeit teil. Platon wollte Ringen für Jugendliche in den Gesetzten verankern. Der Name Pythagoras wird sogar in der Liste der Olympiasieger geführt. Der erfolgreichste Ringer aller Zeiten, Milon von Kroton (sechs Olympiasiege), war Schwiegersohn von Pythagoras.

Englands und Frankreichs Könige, Heinrich VIII. und Franz I. trafen sich 1520 zu einem Ringkampf. Zu dieser Zeit war Ringen auch bei deutschen Kurfürsten populär. Ringkampf-Bücher wurden verfasst (z. B. Albrecht Dürers Fechthandschrift, die „Ringerkunst“ des Fabian von Auerswald) und von bedeutenden Meistern (z. B. von Cranach) illustriert.

König Ludwig II. galt unter den jungen Männern der Umgebung von Neuschwanstein als überaus starker Ringer. Der XIV. Dalai-Lama äußerte in einer Sendung der öffentlichen Fernsehanstalten, dass er in seiner Jugendzeit sehr gern gerungen hat.

Benjamin Franklin (ehem. US-Präsident) hat die Meinung vertreten, dass Ringen seine Entwicklung erheblich beeinflusst hat. Ringer haben in der US-Politik Tradition. In führenden US-Positionen sind z. B. US-Präsidentschafts-Kandidat 2000, John McCain (Senator von Arizona), Paul Wellstone (Senator von Minnesota) und General Norman Schwarzkopf.

Auch die Astronauten Joe Allen und Michael Collins zählen wie der Astro-Physiker David Schramm (USA) zu den früheren Ringern. Schramm – ihm wird eine bedeutende Entdeckung zugeschrieben - hatte sich 1972 sogar für die olympischen Spiele im Ringen qualifiziert, dann aber doch nicht daran teilgenommen. Der Physiker war zudem ein überaus erfolgreicher Unternehmer.

John Irving (USA), erfolgreicher Autor (”Schreiben ist wie Ringen. Man braucht Disziplin und Technik.”), Das Magazin der SZ mutmaßte: ”John Irving war ein schlechter Schüler. Ein Legastheniker und ein ewig Unterlegener. Dass er dennoch ein großer Schriftsteller wurde, hat vielleicht mit seiner Karriere als Ringer zu tun.” Schauspieler mit Ringer-Vergangenheit: Kirk Douglas, Billy Baldwin (beide USA) und Lino Ventura (Frankreich 1919 -1987).

Der bekannteste deutsche Ringer ist Wilfried Dietrich (1933 - 1992). Er nahm an fünf Olympischen Spielen (1956 - 1972) teil, wurde Olympiasieger, gewann zweimal Silber und einmal Bronze, wurde Welt- und Europameister. Mit dem Schultersieg 1972 gegen Chris Taylor (USA) wurde der ”Ringerkönig” oder ”Kran von Schifferstadt” zur Ringer-Legende.

Wilfried Dietrich war über viele Jahre Gast und Gegner auch in der Wittener Husemannhalle, als der KSV in der Bundesliga gegen seine damaligen Vereine VfK Schifferstadt oder später Mainz 88 kämpfte. Und in der Wittener Mannschaft standen damals die Wittener Ringer, deren Namen mit dem KSV, der Stadt und dem Ringersport bis heute aufs engste verbunden sind und die in den Vereinsanalen immer wieder auftauchen.
 

 

Ringen heute: in Wittener Schulen zu Hause

 

Grundlage des Vereinsringens ist auch beim KSV Witten 07 heute die Kooperation mit zahlreichen Wittener Schulen. Über die Talentsichtung, die Weiterführung in den Verein, in das Teilinternat und die Kaderzugehörigkeit sollen hier nationale und internationale Spitzenleistungen entwickelt werden.

Ringkampf ist ein nämlich ein idealer Schulsport – das haben zahlreiche deutsche und internationale Wissenschaftler festgestellt. Josef Karl Neudorfer, ehemaliger Referent des Deutschen Ringer-Bundes aus München, hat sich mit dem Thema intensiv befasst und dazu Zitate, Informationen, Aussagen und Erkenntnisse zusammengefasst.

Schon der Lehrer und Leibeserzieher Johann Friedrich Christoph Gutsmuths verfasste im 19. Jahrhundert Schriften, die zur Verbreitung des Ringens als Körperertüchtigung beitrugen ("Es gibt keine Leibesübung, bei der alle Glieder und Muskeln so gleichmäßig in Anstrengung gebracht werden wie beim Ringen. Nichts ist gymnastischer als Ringen").

Dies ist heute wissenschaftlich fundiert und empirisch belegt – anerkannte Wissenschaftler und Pädagogen meinen dazu: ”Das Ringen in Form einfacher Kampfspiele ist eine vergnügliche Tätigkeit. Ohne besondere Techniken erlernen zu müssen, können die Schüler das Kämpfen selbst und ihre Beziehungen zum Gegner erleben.”

”Gerade das Training des Zweikampfes realisiert in beispielhafter Weise, wie ein systematisches Training die Grundlagen schafft, emotionskontrolliert sich mit Gegnern auseinanderzusetzen. Ringen kann dafür eine ausgezeichnete Schule sein, sich kontrolliert in einem Wettkampf zu stellen.”

”Zum psychologischen Wert des Ringens ist festzustellen, dass es als Kampfsport einen besonderen Beitrag zur Entwicklung des Selbstbewusstseins (physische Stabilität), der seelischen Ausgeglichenheit und des Respekts vor dem anderen leistet. Ringen hat daher eine betont psycho-hygienische Funktion, wobei die sozialpsychologische Komponente im Vordergrund steht. ... Im Übrigen ist aus der Sicht des sozialen Klimas an der Schule zu erwarten, dass Ringen zur sozialen Toleranz unter den Schülern beiträgt.”

”Raufen und Ringen ist mit viel Disziplin verbunden, die sich in Beachtung der Regeln ausdrückt. Durch strenges, aber faires Durchsetzen dieser Regeln fördert der Lehrer die Selbstdisziplin. Besonders Kinder im Vor- und Grundschulalter sollten ohne Berücksichtigung der Geschlechter mit der Motorik des Raufens/Ringens konfrontiert werden. Kaum eine andere Bewegungsaufgabe wirkt so motivierend, mitreißend, bildend und erzieherisch und steht einzigartig in seiner Wechselwirkung auf Körper und Geist.”
 

 

Ringen als Hochleistungssport

 

Beim KSV Witten 07 wurden schon seit den 30-er / 40-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts immer wieder Ringer (zuletzt auch Ringerinnen!) entwickelt und ausgebildet, die den Verein und die Stadt, aber auch den Deutschen Ringkampfsport national und international repräsentierten, mit Medaillen und Platzierungen von Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften zurück kehrten. Oder die in der Bundesliga immer wieder überdurchschnittliche Leistungen ablieferten und das Publikum in der Husemannhalle regelmäßig begeisterten.

Nun kann Witten ohne Übertreibung als eine „Stadt der Ringer“ bezeichnet werden. Der KSV ist als Marke allseits bekannt, die erfolgreichen Ringer des KSV ebenso. Und viele, viele Wittener hatten irgendwann einmal direkten Kontakt mit dem Ringkampfsport – als Teilnehmer der Stadtschulmeisterschaften, die regelmäßig seit 1990 durchgeführt werden, oder von Mini-Turnieren, als Mitglieder der Arbeitsgemeinschaften oder Projektgruppen in den Schulen, als Mitglieder der Wittener Vereine KSV und SU Annen oder eben als Zuschauer einer der vielen nationalen oder internationalen Wettkämpfe in der Ruhrstadt.

Von diesen vielen, die einmal mit dem Ringkampf zu tun hatten oder haben, gelangen aber nur wenige in die Spitze – nachzulesen in der Statistik des Deutschen Ringer-Bundes. Wie gelingt es den Sportlerinnen und Sportlern, diese Leistungen, zumeist über Jahre hinweg, zu erarbeiten und zu konservieren? Für alle gilt eines: sie sind süchtig – süchtig nach Ringen, süchtig nach Erfolg. Das ist wie eine Droge, im positiven Sinne. „Gäbe es Ringen nicht – ich hätte es erfunden“, sagte einmal ein KSV-Ringer. Ein Sport, der fasziniert – Mann gegen Mann (Frau gegen Frau), niemand kann sich verstecken, ausruhen, weglaufen – auf dem Mattengeviert mit einem Kreis von maximal zehn Metern Durchmesser ist man allein. Das prägt.

Die Entwicklung zum Spitzenathleten / zur -athletin dauert Jahre – Technik, Taktik, Kraft, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Beweglichkeit, Kondition, Koordination sind die Fähigkeiten, die – in unterschiedlichen quantitativen Anteilen – aufgebaut werden müssen. Ganz wichtig: die Psyche! Nur psychisch starken Sportlerinnen und Sportlern wird es gelingen, hohe Ziele zu erreichen. Die meisten von ihnen starten im Kinderalter. Sieben bis zehn Jahre sind erforderlich, um mit kontinuierlichem Training nationale Spitzenleistungen zu erbringen und den Anschluss an die internationale Elite zu erreichen. Ist man da angelangt, geht es wieder über Jahre hinweg auf hohem Niveau weiter, will man irgendwann eine internationale Medaille erringen.

Ringen ist hart, ohne Frage. Auch die fairen Griffe können schmerzhaft sein, die unfairen unterbinden indes die Mattenleiter. Würfe landen auf der weichen Ringermatte – weich ist relativ. Aber: im Training wird genau das geübt, daher kommt es im Ringkampfsport nur selten zu schweren Verletzungen. Statistisch zählt die Sportart Ringen zu den am wenigsten verletzungsgefährdeten!

Und das Ganze nimmt man über Jahre hinweg auf sich, ohne Aussicht, durch den Ringkampf jemals seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, oft unter Hintanstellung von Schule, Ausbildung oder Familie? Es ist eine Droge – die Droge Ringen!

Und diesem Sport hat sich der KSV Witten 07 verschrieben – zwar inzwischen ein „multisportiver Verein“, dennoch in erster Linie fixiert auf Ringen. Ringen als Leistungssport, wie er hier dargestellt wurde, Ringen aber auch als Freizeit-, Breiten- und sogar Alterssport. Das belegen die „German Masters“, die Meisterschaft der Veteranen, die im Jahr 2007 bereits einmal in Witten ausgetragen wurden. Ringen als sportliche Grundausbildung für alle Kinder – wichtig und wertvoll auch als Basis für andere Sportarten. Ringen aber auch „just for fun“ – im Training oder in einer Mannschaft der unteren Ligen. Kämpfen im Kreis von Gleichgesinnten, die Geselligkeit kommt nicht zu kurz! Seit 1907 beim KSV und auch in Zukunft!